PATRICK LÜCKING

Mensch & Maschine

im Wandel der Arbeitswelt

Einblicke von Patrick Lücking, Gruppenleiter Qualitätskontrolle Audi Ingolstadt

Hallo Patrick, erst einmal danke für die eindrucksvolle Führung durchs Werk heute. Wie war denn dein Werdegang hier bei Audi?

Ja, ich bin 33 Jahre alt und habe hier bei Audi Fertigungs-Mechaniker gelernt, den ich 2007 abgeschlossen habe. Dann habe ich in der Montage gearbeitet, bei der „Hochzeit“, also dort, wo Karosserie und Fahrwerk zusammenkommen. 2009 habe ich meinen Meisterbrief gemacht, bin dann nochmal zur Bundeswehr gegangen, danach meine Meisterschule gemacht und bin dann wieder zurück in die Montage gekommen. Und da hat mein damaliger Vorgesetzter gesagt, du wirst jetzt kurzfristig zur Qualitätssicherung verliehen – ob ich das machen möchte. Da sage ich, gern, ich bin offen für Neues! Und so bin ich 2012 zur Qualitätssicherung gekommen und habe mich dort vom Prüfer weiterentwickelt zum Regelkreis-Mitarbeiter, zum Gruppensprecher und jetzt zum Gruppenleiter. Aktuell habe ich circa 40 Leute bei mir im Team.

Und welchen Herausforderungen siehst du dich zurzeit gegenüber?

Vieles ist im Moment eine Herausforderung. Ich würde es so sagen, die Welt dreht sich immer schneller, das ist im Arbeitsleben so, aber auch privat. Ich gehe hier normalerweise um 5.30 Uhr rein, und du musst acht bis zehn Stunden immer voll konzentriert sein. Und du willst, dass hier alles perfekt passt. Dabei wird es trotz Digitalisierung nicht einfacher, weil die Arbeitsprozesse auch schneller werden – schneller und komplizierter.

Wir sitzen hier grade mittendrin im Werk – wie zeigt sich die Digitalisierung beispielsweise bei den Kollegen in deinem Verantwortungsbereich?

Wir wissen ja, jetzt geht es hin zur E-Mobilität und du merkst, dass da Generationen aufeinanderprallen. Es gibt Leute, die sehen: Das ist der Weg, wir müssen diesen Weg gehen. Und es gibt Leute, die sehen den Weg noch nicht. Die sagen sich, warum soll ich etwas ändern, was die letzten 30 oder 40 Jahre gut funktioniert hat? Da prallen Welten aufeinander. Und zunehmend komplex wird es auch – ich kann dir ein Beispiel erzählen: Mein Opa war damals ebenfalls Gruppenleiter im Rohbau, die haben seinerzeit vieles einfach noch mit dem Kugelschreiber abgehakt. Okay, der Huber ist da, der Meier ist da, der Müller ist auch da – passt. Heutzutage wird das alles mit dem Computer, Handy oder Tablet erledigt – und es ist für manche Leute eben schwierig, damit zurechtzukommen. Ich kenne das ja selbst aus der Familie. Meiner Oma fällt es zum Beispiel auch nicht leicht mit den neuen Technologien. Aber wir müssen unbedingt versuchen, alle Leute mitzunehmen. Wichtig ist es aber auch, dass sich die Kollegen darauf einlassen.

Es gibt ja dieses Veränderungsparadox: Wenn du willst, dass alles so bleibt, wie es ist, musst du etwas verändern.

Definitiv. Es gibt aber auch den Spruch, dass früher alles besser war. Den bekommt meine Generation ganz schön oft zu hören. Aber wir brauchen auch das Neue – wir brauchen eine gesunde Mischung. Das Alte und das Junge. Ich habe zum Beispiel zwei Mitarbeiter, die ziemlich eng zusammenarbeiten, ein Gruppensprecher und ein Regelkreis-Mitarbeiter. Die ergänzen sich überragend! Zwischen den beiden liegen ungefähr 30 Jahre Altersunterschied. Und man merkt, dass der Ältere einfach mehr Erfahrung hat, der weiß, was er machen muss in schwierigen Situationen. Der Junge wiederum ist absolut fit, wenn es um Digitalisierung und neue Technologien geht. Ich hatte dir ja vorhin unsere Wagenprüfkarte gezeigt. Die war früher zum Ausfüllen, jetzt ist es eben eine digitale Wagenprüfkarte auf einem Handy-Gerät. Da ist es dann die junge Mitarbeiterin, die sagt, pass auf, ich zeige dir das mal, überhaupt kein Thema. Und diese unterschiedlichen Generationen, wenn du die mischen kannst – ich finde, das ist ein guter Weg in die digitale Welt. Aber es muss sich eben jeder auf den anderen einlassen.

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine bei euch? Was verändert sich da?

Der Mensch ist natürlich fehlerhafter, aber er ist auch kreativer. Weil, die Maschine ist einfach nur Maschine. Die liefert im Normalfall zu 100% ab. Aber es ist keine Kreativität dahinter. Diesen Faktor, den hat bislang nur der Mensch. Und das spielt auch in meinem Arbeitsbereich eine große Rolle, weil wir jedes Fahrzeug zusätzlich mit unseren eigenen Augen kontrollieren, sozusagen „aus Kundensicht“ begutachten. Die Messzelle, die wir vorhin beobachtet haben, die arbeitet nach dem Prinzip Null und Eins. Aber bei unserer zusätzlichen, menschlichen Qualitätskontrolle fallen dir manchmal trotzdem noch Dinge auf. Was würde der Robert sehen, was würde der Patrick sehen? Du kannst nicht alles rein elektronisch, nur mit Robotern machen. Du brauchst auch hier eine gesunde Mischung, zumindest für eine Übergangszeit. Natürlich wird zukünftig noch viel mehr automatisiert. Zum Beispiel die Montagelinie, die wir uns vorhin angeschaut haben, die wurde erst dieses Jahr erneuert. Dort werden zukünftig nur noch E-Autos laufen. Das ist der Plan, das ist die Strategie. Aber im Endeffekt bauen wir weiterhin jedes Auto individuell für einen Kunden – ob du einen Verbrenner kaufen willst oder ein E-Auto.